Oktober
Interview mit dem „Haus Anubis“-Produzenten Thorsten Wegener zur Serie und das Movie „Pfad der 7 Sünden“. |
Wann kam erstmals die Überlegung auf, einen „Das Haus Anubis“-Kinofilm auch für das deutschsprachige Publikum zu produzieren?
Der Auslöser war vor allem der Erfolg der ersten beiden Staffeln. Weil auch die Nebenrechte sehr erfolgreich vermarktet werden konnten, war grundsätzlich immer die Überlegung da, „Das Haus Anubis“ um einen Kinofilm zu erweitern. So etwas gehört mit zu unserem Selbstverständnis des Markenaufbaus, denn es ist unsere Produktionsstrategie, unsere Programme möglichst auf allen Ebenen zu verwerten
Es gab bereits einen niederländischen „Anubis“-Kinofilm. Abgesehen davon, dass es sich jeweils um andere Darsteller handelte: Welches sind aus Ihrer Sicht die entscheidenden Unterschiede zwischen den beiden Fassungen?
Der deutsche Kinofilm bietet ein sichtbar höheres Production Value, was einfach auch dem höheren Budget, mit dem wir arbeiten konnten, geschuldet ist. Und wenn man die Chance hat, sich einen Stoff ein zweites Mal vorzunehmen, kann man zum Glück verschiedene Elemente verbessern. Zum Beispiel wurde im Vergleich zur flämischen Fassung der Plot umgeschrieben und besser strukturiert.
Gab es im Kinofilm ebenso wie in der Serie kulturelle Unterschiede zu beachten, die zu Änderungen geführt haben?
Die gab es, aber es wäre sehr schwierig, dies jetzt pauschal darstellen zu wollen. Was man sagen kann, ist, dass es tatsächlich auch um die unterschiedliche Wahrnehmung von Situationen, z.B. von Humor oder Spannung, geht. So musste an einigen Stellen insbesondere der Dialog überarbeitet werden, so dass er für den deutschsprachigen Markt stimmig ist.
Wie verlief die Besetzung der Nebenrollen?
Im Grunde war es ganz einfach. Wir haben uns gefragt: Wer passt am besten zum bestehenden Besetzung, und wer vor allem auch zur Kernzielgruppe? Wir pflegen eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Agentur Die Besetzer, mit der wir auch an der Serie zusammen arbeiten; insofern war sofort ein Verständnis für das, was wir gerne haben wollten, da. Und natürlich hat auch unser Partner Nickelodeon seine Vorstellungen eingebracht.
Welche Möglichkeiten bietet der Rahmen eines Kinofilms, im Gegensatz zur täglichen Soap?
Vor allem bedeutet ein solcher Kinofilm einen Ausbruch aus der Serien-Welt mit anderen Sets, anderen Kostümen, einer weitergreifenden Story – so etwas ist in der Serie nur schwer vorstellbar. Wir hatten ein höheres Produktionsbudget, was ein höheres Production Value schafft. Das zeigt sich im Film beispielsweise an dem deutlich höheren Anteil der Einstellungen mit Spezialeffekten.
Wie sehen Sie Ihre Rolle als Produzent: eher als stiller Beobachter im Hintergrund bleibt oder als kreativer Ideengeber
Eindeutig im Hintergrund. Ich wusste ja, dass die Produktionsumsetzung in erfahrenen Händen lag. Das gab uns die nötige Zeit, uns auf die Vermarktung vorzubereiten, denn Studio 100 Media tritt ja schließlich auch als Verleiher auf.
Wie erklären Sie sich den großen, letztlich auch internationalen Erfolg der Serie?
Mystery-Stoffe sind nach wie vor sehr populär. Man erkennt es auch daran, dass es in Deutschland mittlerweile einige ähnliche Formate wie „Das Haus Anubis“ gibt. Unser Erfolg liegt darin begründet, dass wir genau den Geschmack der Zielgruppe treffen und es schaffen, durch die einheitliche Vermarktung eine echte „Marke“ aufzubauen. Das kann aber nur funktionieren, wenn Inhalt und Verpackung übereinstimmen: Und wir haben sowohl Stars zum Anfassen als auch spannende Geschichten. Kurz: „Das Haus Anubis“ hatte von Anfang an ein überzeugendes cross-mediales Konzept.
Können Sie sich weitere „Das Haus Anubis“-Kinofilme vorstellen? Möglicherweise auch Filme, die die Geschichte fortschreiben, wenn die Jungs und Mädchen tatsächlich ihren Schulabschluss gemacht und das Internat verlassen haben?
Ja klar! Bei entsprechendem Erfolg sind weitere Spielfilme durchaus denkbar. Allerdings eher nicht außerhalb des gewohnten Rahmens, denn das wäre dann ja eine komplett andere Geschichte und auch als Spin-off nicht wirklich vorstellbar. Verpackung und Inhalt würden nicht mehr stimmen, und die geschlossene Welt von „Das Haus Anubis“ ist für das Funktionieren doch sehr wichtig
Warum tritt Studio100 Media erstmals auch als Verleiher auf?
Teil unserer Strategie ist es, die Verwertung unserer Programme auf allen Verwertungsebenen auch immer selber vorzunehmen. Wir hatten zwar verlockende Angebote von anderen Verleihern, haben uns dann aber doch für konsequente Umsetzung unserer Strategie entschieden. Schließlich kennen wir unsere Marken selber am besten! Und so können wir den gesamten Markenverlauf besser steuern und noch mehr Synergien mit der restlichen Vermarktung direkt nutzen.
© Studio 100