16
Dezember

Verbotene Liebe: Hinter den Kulissen – das Storydepartment (Teil 1)

Im Herbst 2006 entstanden für den „Verbotene Liebe Fanclub“ Interviews mit den verschiedenen Departments hinter der Kamera. So auch mit Storyliner Andreas – hier gibt es Teil 1 des Interviews.

Andreas ist seit längerer Zeit Storyliner bei Verbotene Liebe. Er kam Anfang der 90er durch Zufall zu den Daily Soaps. Damals war das alles noch ein Mysterium, wie er uns verriet, da es noch kein Internet gab wo man sich erkundigen konnte.

Welche Vorgaben gebt ihr beim Entwickeln von neuen Rollen an Maske und Kostüm weiter?
Zunächst schauen die Autoren wie die Rolle in die Serie passt, dann wo sie angesiedelt ist (also Adel oder Bürger), ob männlich oder weiblich und noch die groben Charakterzüge. Dann wird noch entschieden ob die Rolle Stoff für ein bis zwei Jahre bietet oder ob es nur eine kurze Handlung ist, die bereits nach wenigen Monaten erzählt ist. Die meisten Entscheidungen treffen die Producer. Die festen Punkte werden aufgeschrieben und an die anderen Abteilungen weitergegeben.

Habt ihr beim Entwickeln einer neuen Rolle schon ein gewisses Aussehen vor Augen?
„Ja klar, das schon.“ Man sieht zwar die Person vor sich, aber mit dem Casting haben die Storyliner nichts zu tun. Die Castingabteilung bekommt ebenfalls das Charakterbild und eine grobe Vorstellung, wie die Rolle aussehen könnte.

Ist es schwer ehemalige Rollen zu reaktivieren?
Da gibt es mehrere Aspekte. Bei einer Hochzeit ist es natürlich schön, wenn die Verwandtschaft vorbei schaut, aber da muss man wissen ob die Darsteller Zeit haben oder überhaupt wollen. Dann gilt es aber auch die Verwandtschaft in die Handlung einzubauen. Sie sollten nicht nur stumm im Hintergrund sitzen und nett aussehen. Man kann auch nicht den halben Cast von früher hinstellen.
Bei einem Recast oder einer dauerhaften Reaktivierung einer Rolle ist das nochmal ein anderer Fall. „Susanne Brandner“ alias Claudia Scarpatetti wurde gefragt ob sie bereit wäre dauerhaft zurückzukehren, da man für die Brandner-Familie „Nachwuchs“ gebraucht hat. Deshalb schaut man immer zuerst wo noch ehemalige Rollen verfügbar sind und ob die Darsteller bereit sind wieder zu drehen. Hätte Claudia kein Interesse oder keine Zeit gehabt, dann wäre eine neue Rolle entwickelt worden.

Wurden Geschichten schon mittendrin abgebrochen?
Bereits bei der Planung einer Geschichte wird darauf geachtet, dass genug Stoff da ist um die Geschichte zu erzählen. Wenn aber im Laufe der Dreharbeiten bemerkt wird, dass die Geschichte oder die neue Rolle so nicht ankommt, kann es sein, dass eine Nebenrolle eingebaut wird um die Handlung zu verändern oder die Geschichte wird schneller erzählt. „Ceciles“ MS-Erkrankung wurde allerdings nach wenigen Monaten „vergessen“, da die beliebte Rolle sonst sehr früh gestorben wäre.

Ist es schwer eine Geschichte in die Länge zu ziehen?
Es kommt immer drauf an wie viel Material man für die Geschichte hat. Man kann nicht jede Situation oder kleinere Geschichte in die Länge ziehen. Dadurch dass der VL-Cast so groß ist, kann man schneller mal eine störende Person einbauen oder eine Nebenrolle entwickeln. Diese greifen in die laufende Handlung ein und ziehen sie auf einen Umweg oder verändern die Geschichte, so dass sie länger läuft.

Wurde schon mal eine Rolle zu Ende erzählt?
Ja das ist durchaus schon vorgekommen. Regelmäßig finden Besprechungen statt und da wird dann geschaut welche Geschichten vorhanden sind, die erzählt werden können. Und wenn einem zu einer Rolle nichts mehr einfällt kann es sein, dass sie zu Ende erzählt ist und der Darsteller „Verbotene Liebe“ verlässt. Die Autoren versuchen natürlich mit einer Veränderung der Rolle nochmal Geschichten zu geben, aber das ist nicht immer möglich. Für die Autoren ist der Abschied einer liebgewonnen Rolle oft auch schwer. Denn sie haben die Rolle erweckt.

Ist es einfach eine reale Schwangerschaft einzubauen?
Bei Miriam Lahnstein ist es ein besonderer Zufall. Es war bereits geplant, dass „Tanja“ schwanger werden sollte. Da sich „Tanja“ und „Ansgar“ auseinander bewegten, sollte eine dauerhafte Verbindung zwischen den beiden gefunden werden und das war am besten durch ein Kind möglich. Dass Miriam dann auch schwanger wurde konnte damals keiner wissen. Deshalb schrieb man Miriam auch für ein halbes Jahr raus und lies sie dann mit Baby zurückkehren.
In anderen Fällen kann es passieren, dass die Darstellerin für ein halbes Jahr pausiert oder ganz aussteigt. Das wichtigste ist nur, dass die Darsteller rechtzeitig Bescheid sagen, dass sie pausieren wollen. Denn die Autoren müssen Zeit haben die Rolle rauszuschreiben.

Wie lange muss man eine Pause vorher beantragen?
Sobald die Darsteller wissen, dass sie pausieren wollen, wäre es am besten, dass sie es ankündigen. Je früher desto besser. Im Prinzip sollten es aber etwa 3 Monate sein, damit man eine „Ausstiegsgeschichte“ schreiben kann.

Ist es leicht Gaststars oder Musiker einzubauen?
Bei Gaststars wie Nova Meierhenrich ist es leichter, da man eine Rolle hat die man mit einem bekannten Gast besetzt. Bei Musikern ist das immer schwierig. Sie müssen ihre eigene Handlung bekommen und trotzdem in das laufende Seriengeschehen passen.

Ist er schwer alle Rollen anders sprechen zu lassen?
Das ist die Arbeit von den Dialogautoren. Bis man allerdings so viele Rollen unterschiedlich sprechen lassen kann braucht es viel Zeit. Die Dialogautoren müssen auch immer wissen wie der Charakter der Rolle ist. Ob er gerne mal einen ironischen Ton in der Stimme hat oder ob die Rolle direkt ist. Andreas fügt auch hinzu, dass es nicht einfach ist Drehbücher zu schreiben. Denn wenn zwei Charaktere reden und ein dritter kommt dazu, dann muss das Gespräch unterbrochen werden und dann ist die Frage, ob es nicht einfach wäre die beiden Rollen würden kommen und der dritte Charakter wäre schon da. „Das ist alles Übungssache.“ Aber es ist nicht so, dass jeder Autor NUR die Sprüche von „Ansgar“ oder nur die Sätze von „Tanja“ schreibt. Sonst müssten über 25 Autoren nur für die Dialoge zuständig sein und es wäre ein absolutes Durcheinander. „Die Autoren müssen sich Spezialisieren“, sagt Andreas.

Kommen die Darsteller auch mal auf die Autoren zu und sagen „So spricht sich das aber schlecht?“
Ja das kann schon vorkommen, aber das wird meistens im Studio mit dem Regisseur besprochen. Textänderungen müssen abgesprochen werden, weil dadurch Sinnveränderungen eintreten können, es könnte schon zu früh ein Satz gesagt werden der so nicht gesagt werden soll oder der Satz ist wichtig für folgende Handlungen, was auch vorkommen kann.

Gepostet von mts

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