29
Januar

Interview mit Guido Reinhardt und Nina Philipp

Interview mit den Produzenten Guido Reinhardt und Nina Philipp zur neuen RTL-Knast-Serie „Block B – Unter Arrest„.

Mit „BLOCK B – Unter Arrest“ treten Sie in große Fußstapfen. Das australische Original feiert international Erfolge und wurde bereits mit der Produktion der dritten Staffel beauftragt. Wie sind Sie auf das Format aufmerksam geworden?

Guido Reinhardt: Wir stehen in einem engen Austausch mit den australischen Kollegen. Bei meinem Besuch vor einigen Jahren, hatte ich das große Glück, die Autorin Lara Radulovich kennenzulernen, die zu diesem Zeitpunkt an der Entwicklung von „Wentworth“ arbeitete. Von da an habe ich das Format mit viel Leidenschaft begleitet und die Daumen gedrückt für einen Produktionsauftrag. Deshalb freue ich mich umso mehr über den Erfolg der Kollegen. „Wentworth“ überzeugte die australischen und auch internationalen Zuschauer mit einer sensationellen ersten Staffel. Der Auftrag für die Produktion der dritten Staffel in Australien ist eine Auszeichnung für die harte Arbeit des gesamten Teams.

Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen, um sich auf ein neues Format einzulassen. Wie haben Sie sich der Materie Frauenknast genähert?

Nina Philipp: Es war eine tolle Erfahrung, sich einem bereits bestehenden Format anzunähern. Im Vorfeld der Dreharbeiten haben wir die JVA Tegel besucht und Gespräche mit der Leitung und ihren Mitarbeitern geführt. Einblicke in den Gefängnisalltag zu bekommen und sich mit dem Thema Gewalt und dem Funktionieren hierarchischer Strukturen innerhalb einer JVA auseinanderzusetzen, war eine echte Bereicherung für uns. Auch die Schauspieler konnten von dieser Erfahrung profitieren und ein Verständnis für die Situation der Häftlinge erlangen. Dadurch können wir das Verhalten der Inhaftierten, ihre Sprache und Regeln in „BLOCK B – Unter Arrest“ sehr authentisch darstellen.

Inwieweit wird sich „BLOCK B – Unter Arrest“ von bisherigen Gefängnisserien abgrenzen? Worin liegt der besondere Reiz, der den Zuschauer dazu bringen soll einzuschalten?

Guido Reinhardt: Wir werden Geschichten erzählen, die den Zuschauer fordern und dazu bringen, sich mit den Themen Recht und Gerechtigkeit auseinanderzusetzen. Im juristischen Sinne sind unsere Charaktere zwar schuldig. Aber sind sie das auch im moralischen Sinne? Mit genau dieser Frage wollen wir unsere Zuschauer konfrontieren. In jeder Folge wird eine andere Figur in den Mittelpunkt gestellt. Wir erfahren durch welche Umstände diese ins Gefängnis kam. Durch den Einsatz von Rückblenden werden wir jede Figur neben ihrer dunklen Seite auch von ihrer positiven Seite kennenlernen und genau das macht es schwierig, die Frage nach der moralischen Schuld zu beantworten.

Für die Serie konnten Sie ein hochkarätiges Schauspielerensemble gewinnen. Wodurch zeichnet es sich aus?

Guido Reinhardt: Von Boulevard bis Feuilleton ist alles dabei. Mit anderen Worten: Unser Ensemble überzeugt durch eine große Vielfalt. Es freut mich sehr, dass wir sowohl hochkarätige Schauspieler wie Katrin Sass, Nina Hoger und Claudia Michelsen für unser Projekt gewinnen konnten, aber auch großartige neue Gesichter wie Claudia Gaebel und Krunoslav Šebrek. Mit Bravour verkörpert jeder von ihnen eine Rolle, die viel Hingabe, aber auch Feingefühl abverlangt.

„Wentworth“ zeichnet sich durch einen sehr markanten Look aus, werden Sie sich auch hier nah am Original bewegen?

Nina Philipp: Ja und nein. In Bezug auf die Farbgestaltung sind wir sehr nah am australischen Original. Wir zeigen ungewöhnlich kräftige Töne und Komplementärfarben. Das besondere und neue bei „BLOCK B“ ist jedoch, dass jede Geschichte einen eigenen Look erhält. Wir sprechen von einem sogenannten emotionalen Grading. Das bedeutet, dass wir die Farbgestaltung dem emotionalen Bogen anpassen. Ändert sich die Stimmung innerhalb einer Szene, so ändert sich auch ihre Farbgebung. Dadurch verleihen wir den Figuren mehr Kraft und ihren Geschichten inhaltliche Tiefe.

Nach „Hinter Gittern – Der Frauenknast“ wagen Sie sich erneut an einen Frauenknast. Was reizt sie an der Materie?

Nina Philipp: Das weibliche Geschlecht gilt in unserer Gesellschaft immer noch als das „schwächere“ Geschlecht. Es wird schnell als verletzlich, einfühlsam, fürsorglich und zärtlich beschrieben. Werden diese Attribute allerdings mit harten und bedrohlichen Konflikten gepaart, entwickelt sich eine beeindruckende Dynamik, die mich an diesem Format besonders fasziniert. Denn es sind gerade Frauen, die eine enorme Kraft entwickeln können, wenn sie unter Druck geraten oder ihr Mutterinstinkt Alarm schlägt. Nehmen wir beispielsweise die Hauptrolle Bea. Sie ist Ehefrau und Mutter. Eine Frau, mit der wir uns leicht identifizieren können. Bei den Rückblenden sieht der Zuschauer sie als schwach, der Gewalt ihres Mannes gnadenlos ausgeliefert, doch irgendwann erreicht sie einen Punkt, an dem zurückschlägt. Im Gefängnis erscheint sie anfangs zurückhaltend, fast schon zerbrechlich. Als schließlich ihre Tochter bedroht wird, entwickelt sie ungeahnte Kräfte und ist zu einer Art von Grausamkeit bereit, die man von ihr nie erwartet hätte.

Wie würden Sie „BLOCK B – Unter Arrest“ in drei kurzen Sätzen beschreiben?

Guido Reinhardt: „BLOCK B“ polarisiert und regt zu Diskussionen an. „BLOCK B“ bietet Unterhaltung auf höchstem Niveau. „BLOCK B“ ist ein mutiges und ausdrucksstarkes Format.

Was bedeuten Themen wie Freundschaft, Vertrauen und Loyalität in einem Gefängnis?

Nina Philipp: In vielen Serien habe wir es mit Beziehungen zu tun, sei es auf einer beruflichen, freundschaftlichen oder familiären Basis. Bei „BLOCK B“ beruhen diese Beziehung allerdings auf Machtverhältnissen und Rivalitäten. Menschen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten, die aus den verschiedensten Gründen eine Straftat begangen haben, stoßen in einer abgeriegelten Welt aufeinander. Sie müssen lernen, miteinander zu leben und erkennen, dass der Verlust von Freundschaft und Vertrauen über Leben und Tod entscheidet. In einem Gefängnis tut man einem Freund keinen Gefallen aus reiner Nächstenliebe, da steckt eiskaltes Kalkül dahinter. „Eine Hand wäscht die andere“, aber auch die Redensart „Wie du mir, so ich dir“ erklären die zwischenmenschlichen Beziehung in der Serie ganz gut.

RTL Kommunikation

Gepostet von soaplexikon

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