August
Rob James-Collier über seine erste Begegnung mit Allen Leech: Wir haben uns bei der ersten Staffel kennengelernt. Ich schaute gerade eine DVD mit einem Film an, in dem er mitspielte. Und dann erschien er am Set. Das war ziemlich bizarr.
Rob James-Collier über seine Rolle: Thomas sieht sich in der dritten Staffel großen Risiken ausgesetzt. Er macht viele Veränderungen durch und die Frage steht im Raum, ob er geoutet wird oder nicht, also seine sexuelle Orientierung öffentlich wird. Dadurch lebt er mit der Bedrohung, alles zu verlieren, seine Arbeit, den Respekt seiner Mitmenschen, er könnte sogar im Gefängnis landen. Thomas ist nicht bösartig, er wird missverstanden, sage ich gerne. Man muss gute und schlechte Menschen (Charaktere) in einem Ensemble vereinen – da beides auch im wirklichen Leben vorkommt. Wir können nicht alle Mr und Mrs Bates sein. Ich mag Thomas.
Allen Leech über die dritte Staffel im Allgemeinen und seine Rolle: Nach dem Ersten Weltkrieg kehren die Menschen an ihre Plätze zurück.
In der zweiten Staffel waren die Charaktere sehr vereinzelt, jeder ging seinen eigenen, sehr individuellen Weg. In der dritten Staffel liegt der Focus wieder auf dem Haus als Heimat, die Aristokratie kehrt in ihre angestammte Rolle zurück, alle nehmen wieder ihre Plätze in der Hierarchie des Hauses ein.
Tom Branson ist verheiratet, lebt in Dublin, und kehrt unter merkwürdigen Umständen nach Downton zurück. Seine politische Überzeugung bringt ihn immer stärker in Opposition zu seiner Familie. Er muss eine Balance finden zwischen seiner Rolle als Sybils Ehemann und seiner innersten Überzeugung. Er muss versuchen, sich selbst treu zu bleiben. Branson sitzt zwischen allen Stühlen. Er hat nach oben geheiratet, gehört dort aber nicht wirklich hin, aber zum Personal gehört er auch nicht mehr. Nach dem Tod Sybils ist er sehr einsam und isoliert. Er sitzt auf Downton quasi in der Falle, nachdem er den Menschen verloren hat, der ihn mit der dortigen Lebensart verbunden hat.
Allen Leech über Tom Bransons Verhältnis zu Thomas Barrow: Thomas beginnt, Branson wirklich zu hassen, weil dieser scheinbar einen Freifahrtschein erhalten hat, das Dienstbotendasein hinter sich zu lassen. Thomas lässt das an Branson aus. Er glaubt, Branson wurde es zu leicht gemacht. Deshalb haben Rob und ich auch mehr gemeinsame Szenen, und weil wir uns privat gut verstehen, ist es sehr nett, zusammen vor der Kamera zu agieren.
Rob James-Collier über Gaststar Shirley MacLaine: Sie hat die Messlatte für Anekdoten ziemlich hochgehängt. Sie hat quasi Geschichten aus dem alten Ägypten erzählt – Geschichten von Michael Jackson und Elizabeth Taylor. Shirley MacLaine war wie ein Wirbelwind. Ein wirbelnder Derwisch. In den Drehpausen hat sie immer mit uns Tee und Kaffee getrunken und uns mit Geschichten aus Hollywood unterhalten. Zwei Ikonen, auf der einen Seite Maggie Smith, auf der anderen Seite Shirley MacLaine, in unserer kleinen Serie – bizarr, aber super.
Über den internationalen Erfolg der Serie:
Allen Leech: Keiner weiß wirklich, warum die Serie so erfolgreich ist. Julian Fellowes, der Erfinder und Autor sagt, würde er das Erfolgs-Rezept kennen, würde er es in Flaschen abfüllen und verkaufen. Es ist die gute Geschichte verbunden mit einem tollen Team. Außerdem lässt Julian uns nicht nur am Leben der Aristokratie teilnehmen, sondern präsentiert einem das Leben der Dienstboten in gleichem Maß.
Rob James-Collier: Ich mag die Symmetrie. Es ist wie in „Das Haus am Eaton Place“. Man kann sich unglaublich verlieben, das Herz wird einem gebrochen – egal, ob man oben oder unten lebt. Geld kann Glück nicht erkaufen, ich glaube, das kommt überall auf der Welt gleich gut an.
Über die Vergangenheit, ob sie gerne in dieser leben würden bzw. gelebt hätten:
Allen Leech: Kommt drauf an, auf welche Seite vom Zaun man fällt. (lacht). Heute geht es vielleicht gerechter zu.
Frauen sind heute viel besser gestellt und es gibt insgesamt mehr Möglichkeiten.
Rob James-Collier: Das Leben heute ist viel besser. Als Dienstbote hatte man 16-Stunden-Tage.
Wäre nett, wenn man hätte raufgehen können, um zu den Herrschaften zu gehören.
Man wurde dann nicht nur bedient, sondern fast gefüttert – und auch angezogen. Das würde mir gefallen, dann käme ich auch nie mehr zu spät, oder könnte das Personal dafür verantwortlich machen. (Anm. der Red.: An dieser Stelle wirft Allen ein, dass Rob auch – hätte er einen „Dresser“ – noch zu spät käme und spielt damit auf den Beginn des Interviews an, zu dem Rob mit leichter Verspätung erschien oder zumindest nach Allen).
Moderne Technik ist toll. Man kann jeden auf der Welt anrufen oder sich sehen. Medikamente, die allgemeine Lebenserwartung … Früher war es nicht gerechter, es war einfacher. Die Rollen waren klarer definiert, man gehörte zum Landadel oder war ein Bediensteter. Es gab wenig Möglichkeiten, sich fortzubilden.
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