Januar
Am 29. Januar startet RTL mit der deutschen Ausstrahlung der Dallas-Neuauflage. Als Vorgeschmack gibt es hier ein kurzes Interview mit Lindy Grey alias Sue Ellen Ewing. |
FRAGE: Was machte Sue Ellen zur Kultfigur?
LINDA GRAY: Das habe ich mich auch lange und immer wieder gefragt. Meines Erachtens ist das in erster Linie den Drehbuchschreibern zu verdanken, denn ohne die richtigen Worte und Handlungsstränge hätten wir nichts zu tun. Zu Beginn hatte ich als Sue Ellen so gut wie keinen Sprechtext. In einer der ersten fünf Folgen – also ganz am Anfang – befanden wir uns im Wohnzimmer, J.R. stand hinter der Familie und schwadronierte wie ein Wasserfall. Kein sonderlich angenehmer Mensch, schoss es mir durch den Kopf. Als ich dort auf der Couch saß, dachte ich: Ich bin mit ihm verheiratet! Warum nur hatte sie diesen Mann geheiratet? Sie musste einige Probleme mit sich selbst haben, um J.R. Ewing als Partner zu wählen. So begann ich, im Kopf eine Hintergrundstory zu stricken, warum sie bei diesem Kerl endete. Die Produzenten brachten Martha Scott als Sue Ellens Mutter ins Spiel, die sie dazu erzog, bei einem Mann aufs Geld zu achten und nicht nach Liebe zu suchen. Außerdem erschien es glaubwürdig, dass J.R. eine Vorzeigefrau suchte, zum Beispiel eine Ex-Miss Texas so wie Sue Ellen. Er hatte es aufs Aussehen, sie aufs Geld abgesehen. Dass diese Beziehung nicht lange halten konnte, war klar. Außerdem fand ich, dass Sue Ellen ziemlich eindimensional gezeichnet war – als Luder, was ihr angesichts der Art, wie er sie behandelte, wohl kaum zu verdenken war. Ich entschied mich, ihr eine gewisse Verletzlichkeit zu verleihen, denn niemand hat nur eine Seite. Ich hatte keine Ahnung, wie lange die Serie laufen sollte, aber ich mag grundsätzlich keine oberflächlichen Darsteller, weil jeder Mensch komplex ist. Warum sollten wir sie also nicht interessant machen? Nach meiner bescheidenen Meinung konnten sich die Leute mit ihr identifizieren und verstehen, warum sie trank – man sehe sich nur an, wie er sie behandelte. Sie brauchte Liebe und Zuneigung, und weil sie von ihm nichts dergleichen bekam, suchte sie sich dies woanders. Ich glaube, Sue Ellens Hin- und Hergerissenheit faszinierte die Leute und ließ sie mitleiden.
FRAGE: Wie schafften Sie es, die betrunkene Sue Ellen so überzeugend zu spielen?
LINDA GRAY: Ich beobachtete die Menschen. Ich wollte keine kraftlose, verlotterte Trinkerin sein. Hier geht es um eine Gratwanderung. Damals arbeitete ich mich zu Hause durch Uta Hagens Buch „Respect For Acting“. Das Schlüsselwort lautete Authentizität, denn das größte Ärgernis sind Schauspieler, die übertreiben. Uta Hagen empfahl in ihrem Buch, leicht zu schielen. Brillant! Ich probierte das aus, alle meine Bewegungen wurden dadurch langsamer.
FRAGE: Als Sie im West End in der Reifeprüfung spielten, äußerten Sie, dass Sue Ellen Geschichte sei. Warum haben Sie Ihre Meinung geändert?
LINDA GRAY: Vermutlich, weil ich falsch lag! Larry, Patrick und ich haben uns darüber unterhalten – welcher Schauspieler bekommt schon das Angebot, zwanzig Jahre später in dieselbe Rolle zu schlüpfen? Wir drei bekamen diese Chance und denken gerne an vergangene Zeiten zurück.
FRAGE: Warum sind Sie drei so gute Freunde geblieben?
LINDA GRAY: Das hat mit einer gewissen Magie zu tun, glaube ich. Ich habe viel darüber nachgedacht, kann es aber nicht erklären.
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