30
Januar

Interview mit Jesse Metcalfe (3)

Am 29. Januar startete RTL mit der deutschen Ausstrahlung der Dallas-Neuauflage. Hier ein kurzes Interview mit Jesse Metcalfe als Christopher Ewing.


Als die Originalserie Dallas im Fernsehen lief, waren Sie wahrscheinlich noch gar nicht geboren?
JESSE METCALFE: Doch, so gerade. Ich wurde 1978 geboren, im Premierenjahr der Serie, bin also gar nicht so jung, wie Sie glauben. Von den späteren Folgen habe ich hin und wieder Bruchstücke gesehen. In meiner Familie wurde Dallas natürlich geguckt, auch wenn ich dafür nicht jeden Freitagabend vor dem Fernseher saß. Vor meinem Drehstart schaute ich mir so viele Folgen wie möglich an, genauso wie die anderen Neulinge am Set. In erster Linie wollte ich ein Gefühl für die Atmosphäre bekommen, aber auch nachvollziehen, wie zerrüttet diese Familie tatsächlich war und wie Christophers Kindheit ablief, wie er dadurch geprägt und schließlich zu dem Mann wurde, der er ist.

Sie arbeiten mit TV-Legenden zusammen. Empfanden Sie anfänglich eine gewisse Ehrfurcht?
JESSE METCALFE: Bevor ich sie zum ersten Mal traf, war ich schon ein bisschen nervös – aber mehr so wie bei der ersten Begegnung mit neuen Arbeitskollegen. Das geht wahrscheinlich jedem bei einem neuen Job so. Aber sie machten es mir relativ einfach – kurz und schmerzlos. Sie schufen eine fürsorgliche und sehr herzliche Atmosphäre am Set, in der wir Jungdarsteller uns sofort wohl fühlten und unser Bestes geben konnten. Ich denke, das hat etwas mit ihrer mehr als dreißig Jahre langen Freundschaft zu tun – ihre Freude an der gemeinsamen Arbeit prägte die gesamten Dreharbeiten und steckte die ganze Crew an, sicherlich der Hauptgrund für das positive Arbeitsumfeld.

Als sie den Vertrag für Dallas unterschrieben, wurden Sie da nicht von vielen mit Fragen bombardiert, wie es in der Serie weitergeht?
JESSE METCALFE: Es ist schon toll, in einer Serie mit einer so riesigen Fangemeinde mitzuspielen, die sich derart brennend dafür interessiert, wie die neuen Charaktere sind und was demnächst passiert. Aber unsere Produzenten und unsere Autorin Cynthia Cidre machten es uns einfach, nichts über die Handlung zu verraten, weil sie uns nicht einweihten und selbst völlig im Dunkeln ließen. Wir fieberten der Lieferung jedes neuen Skripts für unsere Szenen entgegen und verschlangen es sofort. Um die Serie erfolgreich wiederzubeleben, war ein gutes Drehbuch das A und O. Ich denke, die neue Serie steht auf eigenen Füßen, der Erfolg gründet nicht unbedingt auf dem Erfolg der Originalserie. Ein großartiges und eigenständiges Werk mit brillanten, quasi nahtlosen Anknüpfungspunkten zum Vorgänger.

Zu Anfang vermittelt Christopher Ewing den Eindruck eines Saubermanns, jedoch ist, wie sich dann herausstellt, der Charakter weitaus komplexer. An dieser Rolle haben Sie sicherlich Gefallen gefunden, oder?
JESSE METCALFE: Ich glaube, dass diese Charaktere der nächsten Generation viel mehr Grauzonen haben, ihre Rollen lassen sich schwieriger festlegen. Christopher ist in vielem ganz wie sein Vater, er hat strikte Moralvorstellungen und verkörpert in vielerlei Hinsicht zusammen mit Bobby und Ann das moralische Gewissen der Serie. Ähnlich wie sein Vater ist er oft der Kitt, der versucht, die zerrüttete Familie zusammenzuhalten. Jedoch leidet Christopher sehr stark an inneren Konflikten: Soll er den rechtschaffenen Weg gehen oder sich auf das Intrigantenspiel einlassen, um John Ross und JR zu bekämpfen und seine Ziele zu erreichen?

Sie müssen einen bestimmten Wissenschaftsjargon benutzen. Haben Sie entsprechende Recherchen angestellt, um den Eindruck zu vermitteln, als wüssten Sie, wovon Sie sprechen?
JESSE METCALFE: Allerdings! Die Dinge, über die ich rede, entsprechen nicht unbedingt wissenschaftlichen Tatsachen, beruhen aber eng auf der Nutzung von natürlichem Gas. Es geht um eine umweltfreundlichere Energiequelle. Die Serie dreht sich nicht mehr nur um Öl, sondern musste sich weiterentwickeln, um im Jahr 2012 aktuell zu sein. Grüne Aspekte sind heute nicht mehr wegzudenken.

Kommt es unvermeidlich zu Handgreiflichkeiten zwischen Christopher und John Ross?
JESSE METCALFE: In der Pilotfolge eskaliert die Situation ein bisschen, das wird aber relativ schnell von Bobby unterbunden. Die gegenseitige Geringschätzung zwischen John Ross und Christopher steht im Mittelpunkt der neuen Folgen und zieht sich durch die gesamte erste Staffel. Wir gehen uns oft an die Kehle. Es ist eine Gratwanderung zwischen Liebe und Hass, wobei für Christopher – ähnlich wie bei Bobby damals – seine Familie an erster Stelle steht. Letzten Endes will er ein gutes Verhältnis zu John Ross haben, aber dessen Heimtücke macht das schwierig.

Fühlt sich Christopher wie ein Außenseiter, weil er adoptiert ist?
JESSE METCALFE: Absolut, kein Zweifel, dass Christopher sozusagen ein Brandmal trägt und sich beweisen muss. Das zeigt sich ganz deutlich in Staffel 1 und wird wahrscheinlich wie ein roter Faden fortlaufen. Mir gefällt meine Rolle sehr gut, sie lässt enorm viel Spielraum.

Die Originalserie wurde in Kalifornien gedreht. Wie war das für euch, alles in Texas zu drehen?
JESSE METCALFE: Das Drehen in Dallas verleiht der Serie viel Authentizität, die Fernsehzuschauer sind heute weitaus anspruchsvoller und erkennen, wenn man ihnen einen Ort als einen anderen präsentiert. So können wir die Stadt Dallas auch gewissermaßen als Charakter in die Serie integrieren.

© RTL Kommunkation

Gepostet von soaplexikon

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