Februar
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Die Berliner Schauspielerin Hürdem Riethmüller spielt Marians Mutter Melek Öztürk. Unter dem Pseudonym Angela Armstrong schreibt Melek Beziehungsratgeber, die in der ganzen Siedlung zum Hit werden. Doch dann kommt heraus: Ausgerechnet in ihrer eigenen Ehe kriselt es am meisten … Zu welchen Verwicklungen es da bei den Öztürks in „Alles was zählt“ kommt, ist ab 14. Februar 2013 (Folge 1623) zu sehen, wenn die deutsch-türkische Schauspielerin in die tägliche Serie einsteigt. |
Wer ist Hürdem Riethmüller?
Ich bin gebürtige Münchnerin und meine Eltern kommen aus Istanbul. Sie waren schon in München, als manche Leute nicht wussten, dass es eine Stadt wie Istanbul gibt. Es war ja immer noch Nachkriegsdeutschland. Meine Eltern kamen Mitte der 50er Jahre, wegen der Krankheit meiner Schwester, die 10 Jahre älter ist als ich, mit ihrem BMW Cabrio nach Deutschland. In der Türkei hatte eine deutsche Krankenschwester eine orthopädische Behandlung in Bad Tölz/Bayern empfohlen. Die Behandlung sollte über ein Jahr dauern und mein Vater überließ sein erfolgreiches Architekturbüro dann seinem Assistenten in Istanbul, um seine kleine Familie nicht allein zu lassen. Er wurde dann gleich als Architekt da behalten und hat viel dazu beigetragen, München bzw. Bayern architektonisch wieder mit aufzubauen. Dazu gehörten auch eine Kirche, eine Moschee und ein Theater.
Wie lebst du heute?
Ich lebe inzwischen in Berlin. Ich hatte eine ganz beschauliche Jugend in München-Schwabing, hatte kaum türkische Freunde, bin aber trotzdem zweisprachig aufgewachsen. Zuhause haben wir aber ganz klar türkisch geredet. Wir wollten uns nie wirklich niederlassen, obwohl wir, sagen wir, ein „europäisches“ Leben führten, hat mein Vater nie daran gedacht, für uns selbst mal in München ein Haus zu bauen.
Dein Nachname erinnert an Heinrich Riethmüller, der unter anderem musikalischer Leiter bei „Dalli Dalli“ mit Hans Rosenthal war. Bist du mit ihm verwandt?
Nicht direkt. Er ist der Cousin des Stiefvaters meines Ex-Mannes. Ich kam auch erst darauf, weil die Leute mich immer darauf angesprochen haben. Das ist eine andere Generation und als ich dann mal näheres über ihn erforschen wollte, war er leider schon zu alt und verstarb 2006.
Wer ist Melek Öztürk in „Alles was zählt“?
Melek Öztürk fällt ein bisschen aus dem Rahmen. Sie ist intellektuell, emanzipiert und trotzdem in sich widersprüchlich, weil man immer wieder merkt, dass es Traditionen gibt, an denen sie festhält. Und das hat ja etwas mit ihrer zweiten Identität als Buchautorin Angela Armstrong zu tun. Melek hat einen sehr toleranten Mann, der sie ihre Romane schreiben lässt. Aber dennoch kriselt es in ihrer Ehe. Deswegen kommt Melek ja auch nach Essen. Eigentlich versucht sie ja auch, ihre Ehe zu retten, aber ob ihr das auch gelingt? Sie ist ja immerhin eine starke Frau und versucht, alle Krisen zu überwinden.
Melek ist eine Autorin für Beziehungsratgeber, die unter dem Pseudonym Angela Armstrong arbeitet. Schreibst du als Hürdem auch gerne?
In Engagementfreien Zeiten habe ich das durchaus als Ventil für mich entdeckt, es macht mir total viel Spaß. Ich habe einen Freund, einen türkischen Journalisten, der mich nach sehr vielen Jahren wieder gefunden hatte. Ich schlug ihm vor, statt die alte Liebe wieder aufleben zu lassen, gemeinsam einen fiktiven Roman zu schreiben. Das hat total Spaß gemacht. Wir haben uns per Mail fiktive Liebesbriefe hin und her geschrieben. Daraus ist ein richtiger Dreigroschen-Roman geworden, mit hocherotischen Stellen. Und literarisch wirklich gelungenen Passagen. Obwohl ich türkisch schreiben musste und darin kaum Übung hatte. Aber es fühlte sich richtig an. Durch den kreativen Prozess hatte sich unser altes Beziehungsproblem gelöst und jetzt sind wir tatsächlich wirklich gute Freunde geworden. Unseren Bekannten gefiel die Geschichte übrigens sehr gut. Die Briefe einer Frau, einer Malerin, die mal hier, mal in Istanbul lebt…an einen Mann in Afrika. Es besteht immer noch die Möglichkeit sie unter Pseudonym zu veröffentlichen… Oder vielleicht bastele ich mal ein Drehbuch daraus.
Wann bist du das erste Mal mit der Schauspielerei in Kontakt gekommen?
Mein erstes Erlebnis mit Dreharbeiten hatte ich eines Sommers, als ich im Haus meiner Großtante war. Es ist ein großes, offenes Haus, die ganzen Cousinen und Cousins waren da und alle haben sich dort getroffen. Es lag gleich am Meer. Traumhaft. Eines Nachts, ich war vielleicht 10, bin ich aufgewacht, habe aus dem Fenster geguckt und der ganze Garten war mit riesigen Scheinwerfern beleuchtet. Es wurde ein Film für „Yesilcam“, das türkische Hollywood, gedreht, mit Türkan Soray, einer Schauspielerin, die in der Türkei so bekannt ist, wie Sophia Loren oder Senta Berger. Es war ein tolles Erlebnis, auch weil ich die Schauspielerin von türkischen Kinofilmen kannte. Und dann stand sie da, hell erleuchtet, direkt unter meinem Fenster… Ihren Förderer und Dauerregisseur, Atif Yilmaz, lernte ich dann über Freunde viel später bei einer Kinopremiere in Berlin kennen.
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