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März

Alles was zählt: Interview mit Caroline Frier und André Dietz

Für seine hochemotionalen Geschichten ist „Alles was zählt“ bekannt. Doch diese Story sprengt alle bisherigen Dimensionen: Die Leukämie-Erkrankung von Ingo Zadek (André Dietz) erreicht eine neue Stufe – die erste Chemotherapie für die beliebte Rolle steht an.

Für den Patienten bedeutet das in der Regel, die Haare fallen aus. Um die Rolle realistisch darzustellen, stand André Dietz vor der Wahl: Glatze schneiden oder in der Maske eine Glatze kleben. Andre: „Ich habe gesagt, wenn wir das machen, dann machen wir es richtig! Und deswegen kommen die Haare ab. Und zwar vor laufenden Kameras“. So können die Zuschauer in Folge 2164 am 23. April 2015 quasi live mit dabei sein, wenn Ingo seine Matte verliert. Wir haben André Dietz vor UND nach der Rasur befragt. Auch sein dreijähriger Sohn und seine Frau sind im Studio dabei, und natürlich Schauspielkollegin Caroline Frier, die den Rasierer ansetzt.

Wie groß war die Herausforderung, diese Szene zu spielen?

André: Von Anfang an habe ich mir gewünscht, dass wir die Rasur live machen. Und auch den Kopf kahl rasieren. Klar hätte ich mir auch eine Glatze kleben lassen können, oder, es gibt ja auch Chemotherapien, bei denen die Haare bleiben oder auch die Augenbrauen nicht ausfallen. Aber wir wollen die Krankheit Leukämie in ihrer ganzen ‚Hässlichkeit‘ und Authentizität zeigen. Daher mache ich mir eine echte Glatze. Mit einer geklebten Glatze wäre es nicht das gleiche Gefühl, diese Krankheit zu spielen.

Mit der Darstellung des leukämiekranken Ingo möchtest du Betroffenen Mut machen …

André: Ich habe den Anspruch, dass Patienten, die diese Krankheit haben, meine Arbeit ernst nehmen, vielleicht sogar an manchen Stellen darüber lachen können. Und vielleicht, da bin ich ganz demütig, kann ich den Leuten Mut machen, ihnen etwas Gutes tun. Wir wollen die Krankheit ja so real wie möglich darstellen und stoßen bei der Darstellung aufgrund der täglichen Produktion in einem Zeitraumes von 8 Monaten (!!!) an viele Grenzen und ich hoffe, dass ich das schaffe.

Bist du in deinem privaten Umfeld schon einmal mit dem Thema Krebs in Berührung gekommen?

André: Mit Leukämie selbst hatte ich zum Glück noch nie zu tun, aber mit anderen Krebserkrankungen. Vor 16 Jahren starb meine Mutter an Krebs. Bei ihr war es ein längeres Leiden. Damals habe ich zum ersten Mal bewusst erlebt, wie man mit einer Krebs-Erkrankung umgehen kann. Meine Mutter hat oft eine Menge Humor und ungetrübte Lebensfreude an den Tag gelegt und das versuche ich auch in die Rolle Ingo einfließen zu lassen.

Hast du dich mit leukämiekranken Patienten ausgetauscht?

André: Wir haben uns im Vorfeld der Geschichte mit der DKMS Deutsche Knochenmarkspende in Köln zusammengesetzt und dort habe ich Markus kennengelernt, ein Typ, dem Ingo gar nicht so unähnlich ist. Mit ihm habe ich lange darüber geredet, wie er es erlebt hat. Markus hat die Krankheit überstanden. Er hat mir eine Menge Geschichten erzählt und vieles davon fließt in Ingos Geschichte und die Art wie wir sie erzählen ein. Markus erzählte mir auch, dass man als Patient oft Galgenhumor entwickelt, um sich nicht unterkriegen zu lassen. Wir hatten uns sowieso dazu entschieden, viel Humor in die Story einfließen lassen. Mit Humor kann man – glaube ich – gut gegen Krankheiten kämpfen. Zudem habe ich von der DKMS gelernt, wie einfach es ist, Lebensretter zu werden, indem man sich, wie ich auch, registrieren lässt und spendet.

Wie hat deine Frau Shari reagiert?

André: Meine Frau steht 100-prozentig hinter mir. Sie sagte ‚Mach das auf jeden Fall, ich finde es cool, was du machst. Für mich persönlich ist es krass, aber hau rein.“ Etwas anderes war mir aber noch viel wichtiger: Mein Sohn. Ich erinnere mich an eine Sache aus meiner frühesten Kindheit: Mein Vater hat sich in den 80er Jahren den Schnurrbart abrasiert und auf einmal war er mir für ein paar Tage irgendwie fremd. Ich habe Angst davor, dass es meinem Sohn ähnlich ergeht und deswegen habe ich ihn mit zum Set gebracht. So sieht er direkt, dass wir Spaß dabei haben, dass das hier alles Teil meines Jobs ist. Wenn er sieht, wie meine Glatze entsteht, kann er normal damit umgehen und das finde ich wichtig.

Break – jetzt wird es ernst. Die Rasur-Szene wird im AWZ-Loft vor einem großen Standspiegel gedreht. Regisseur Klaus Knoesel bespricht die Szene mit André Dietz und Caroline Frier. Dann setzt Caro Frier den Rasierer an und knapp 20 Minuten später sind Andrés Haare ab. Im Studio herrscht atemlose Spannung. Noch auf dem Friseurstuhl geht das Interview mit André und Caro weiter.

Wie habt ihr die Rasur empfunden?

Caro Frier: Kurz davor hatte ich noch Muffensausen, weil ich gehört habe, wenn man besonders viele Haare hat, so wie André, muss man ein paar Mal durch die Haare gehen. Das war jetzt gar nicht so, deswegen hat es mir jetzt ehrlich gesagt Bock gemacht, ihm die Rübe zu rasieren.
André: Ich glaub‘, die Caro kann jetzt als Schafscherer in Neuseeland anfangen, ganz klar! (lacht) Ich hab mir vorher nichts vorgestellt. Ich dachte nur nicht, dass es in einem Rutsch durchgeht. Aber ich bin jetzt froh, dass es vorbei ist (lacht).

Wie fühlt es sich an?

André: Das ist wie, wenn man sich den Sack rasiert, wenn es dann kalt wird und er dann so leicht anschwillt und man dann darüber fährt (lacht).
Caro Frier: Das fühlt sich so ein bisschen an wie Samt! Oh, seine Frau hasst mich jetzt!

Befürchtest du außergewöhnlichen Reaktionen im privaten Umfeld?

André: Ich habe noch nie so viel und so durchweg positives Feedback bekommen, wie für Ingos Leukämie-Geschichte. Mich sprechen im Moment alle darauf an, das ist krass. Und jetzt wird es wahrscheinlich noch etwas krasser. Ich glaube, ich werde mir noch ein paar Mützen kaufen!

Gepostet von soaplexikon

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