Ursprung der Soap: Der Fortsetzungsroman

Der Startschuss für das „serial narrative“, wie man es heute kennt, wurde im englischsprachigen Raum 1836 abgefeuert, als der Kolumnist Charles Dickens von den Verlegern Chapman und Hall das Angebot bekam, eine Geschichte in monatlichen Fortsetzungen zu schreiben…


 

Die Verleger baten ihn, über die lustigen Abenteuer eines Metropolitan Clubs zu schreiben, dessen Mitglieder Charaktertypen darstellten, die die neue urbane Bevölkerung widerspiegelten. Bereits abgeschlossene Geschichten waren zuvor schon in kleineren Abschnitten verlegt worden, aber „The Pickwick Papers“ war die erste Geschichte ihrer Art, die verlegt wurde, ohne dass ein Ende in Sicht war. Die Papers waren ein einschlagender Erfolg und das damalige Äquivalent zum heutigen Massenkulturphänomen.

In den Vereinigten Staaten gab die Zeitschrift „Harper’s Monthly“ 1850 die Entwicklung eines Fortsetzungsromans in Auftrag, und schon bald tauchten die Leser in die fortgehenden Geschichten von Nathaniel Hawthorne, Mark Twain und Henry James ein, welche heute zu den wichtigsten amerikanischen Autoren zählen.

Sowohl in England als auch in den Vereinigten Staaten identifizierten sich die Leser mit den Charakteren und kamen mit anderen Lesern zusammen, um sich darüber auszutauschen, was passiert war und im nächsten Kapitel sein könnte. Das Zusammenkommen und der gemeinsame Austausch sind wichtige Gesichtspunkte, die auch heute noch vorherrschen.

Einen weiteren Aufschwung an Popularität erlangte der Fortsetzungsroman zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als in den Tageszeitungen Comic Strips abgedruckt wurden. Diese wurden sieben Tage die Woche gedruckt, und die von den Charakteren erlebten Abenteuer fanden erst in viel späteren Strips ein Ende. Ähnlich wurde in der Filmindustrie verfahren: Filme wurden in den Zwanzigern in Segmenten gezeigt.

Einer dieser Comics fand den Weg ins Radio. Bis dato wurden eher Monologe anstatt Dialoge geführt, und als die Tageszeitung Chicago Tribune sich entschloss, einen ihrer Strips im Radio zum Leben zu erwecken, war der Fortsetzungsroman im Radio geboren, wenn auch nicht als Seifenoper. „The Gumps“ erzählte aus dem Leben der namensgebenden Familie. Sie war eine typisch amerikanische Familie mit Problemen, mit denen sich die Zuhörerschaft auch auseinanderzusetzen hatte. Der große Erfolg dieser Reihe ließ weitere wie Pilze aus dem Boden schießen: „Amos ’n‘ Andy“ erzählte von den finanziellen Problemen zwei herumreisender Schwarzer aus Georgia, „One Man’s Family“ handelte vom Barbour-Clan im Stadtteil Sea Cliff in San Francisco und „The Goldbergs“ waren eine arme jüdische Familie, die in New Yorks Lower East Side wohnte.

Die Mehrzahl dieser Programme lief im Abendprogramm, da Produzenten besorgt waren, dass die zuhörende Hausfrau zu sehr abgelenkt sei und sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren könne…

Ursprung der Soap: Die Radio-Soap – Irna Phillipps